(V) erkannte Vielfalt. Minderheiten in Europa

Rund 8 Prozent der Bürger der Europäischen Union gehören sprachlichen und kulturellen Minderheiten an; etwa 10 Prozent sprechen eine regionale oder Minderheitensprache. Diese Prozentzahlen belegen die Tatsache, dass Europa aus einem Mosaik an Kulturen, Sprachen, Religionen und Traditionen besteht, deren Angehörigen aber doch die gleichen Werte wichtig sind. Ihnen gemeinsam ist auch die Einsicht, dass allen diesen Bürgern das Recht zusteht, auf der Straße oder an anderen öffentlichen Orten in ihrer Muttersprache zu sprechen und das ohne Angst vor Repressalien. Während das Phänomen der sprachlichen und kulturellen Minderheiten für Südtirol und Siebenbürgen besonders wichtig ist, begegnen Jugendliche der anderen Schulorte (München, Amsterdam) der Minderheitenproblematik wohl eher angesichts der Frage nach der Akzeptanz anderer Religionen (Moslems, Juden), aber auch sozial benachteiligter Gruppen wie Geflüchteter oder Obdachloser, aber auch Menschen mit geringerem Bildungsabschluss oder Behinderter, denen einerseits viel an Empathie entgegengebracht wird, die in ihrem Alltag aber oft auf ungezählte praktische Schwierigkeiten stoßen und klarer Rahmenrichtlinien zu ihrem Schutz bedürfen. Die Schüler als die Erwachsenen von morgen werden sich früher oder später mit der Frage nach angemessenen und praktikablen Formen ihrer politischen und gesellschaftlichen Partizipation auseinandersetzen müssen und Möglichkeiten finden wollen sich selbst einzubringen. Daher ist es von großer Wichtigkeit, bereits an den Schulen das Bewusstsein der Lehrpersonen und Jugendlichen für diese Verpflichtung zu wecken und in der vertieften Auseinandersetzung Hintergründe der Minderheitenproblematik und Formen des adäquaten Umgangs kennen zu lernen und zu diskutieren. Mit Hilfe ihrer Lehrer und der Einbeziehung externer Partner setzen sich die beteiligten Schüler/innen nicht nur gedanklich, sondern auch kreativ mit dem Thema auseinander (Theaterstück in Amsterdam, Fotoarbeiten, Ausstellung, Publikation), wofür sie auch das Know-how der Partnerschulen, deren Kontakte und bisherige Erfahrungen aus den beiden früheren Projekten nutzen. Die Schülerinnen und Schüler sollen also in dem geplanten Projekt - dem sehr vielschichtigen Minderheitenbegriff nachgehen: soziale, religiöse, sprachliche, kulturelle Minderheiten - den Begriff auch vor dem Hintergrund der griechischen und römischen Antike untersuchen und den Umgang damit kontrastiv entdecken und reflektieren - an ganz konkreten Beispielen erfahren, unter welchen Bedingungen Minderheiten als solche zustande kommen, leben und was ihnen wichtig ist, worin – in der Geschichte und in der Gegenwart – die Wurzeln von Unsicherheit und Fehlverhalten liegen.- die Haltung der Europäischen Union in ihrer historischen Entwicklung und gegenwärtigen Situation Minderheiten gegenüber erforschen und diskutieren, auch aus dem Hintergrund unterschiedlicher Länderperspektiven heraus - sich dem Minderheitenbegriff aus ganz verschiedenen Zugängen annähern und gelungene Beispiele von so genannter Inklusion finden und darüber reflektieren.

- Sich dem Thema über kreative Auseinandersetzung auch handlungsorientiert annähern und dabei antike Texte und Vorlagen eigenständig aufarbeiten und auf die Bühne bringen

- ihre Ergebnisse reflektieren und präsentieren (Wander-Ausstellung, Buchpublikation, ggf. auch Radiofeature) Dabei erweitern die Projektteilnehmer*innen auch ihre Methoden- und v. a. auch ihre Sozialkompetenz. Die beteiligten Schüler werden zwischen 13 und 18 Jahren alt sein. Es ist uns wichtig, dass möglichst viele Schüler*innen auch an einer länderübergreifenden Lernaktivität teilnehmen können. Wir achten auf eine Verzahnung der überschulischen und schulischen Arbeit, so dass das Projekt längerfristig auch in die Arbeit der Einzelschule und in die Lehrer- und Weiterbildung einfließt.

Die Lehrpersonen und die Jugendlichen machen ihre Arbeitsaktivitäten über eine gemeinsame Homepage (www.klassischegymnasien.eu) und auszugsweise auf der ETwinning–Plattform allen Interessierten zugänglich. Dabei entwickeln sie Materialien, die auch in breiterem Rahmen (Unterricht, Projektvorschläge, Material für Ausstellungsbesucher) einsetzbar sind. Lehren und Lernen soll auch im Klassischen Gymnasium innovativer gestaltet werden. Wir wollen versuchen, in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit für unsere Zeit adäquate Formen des Umgangs mit einem zentralen gesellschaftspolitischen Phänomen zu entwickeln. Jedes gemeinsame Treffen ist einem Themenschwerpunkt gewidmet, der in den Einzelschulen vor- und nachbereitet wird. Praktische Arbeit (über Workshops) ist dabei integriert. Die Schüler arbeiten in gemischten schulübergreifenden Gruppen. Durch die Zusammenarbeit mit bestimmten Berufsbereichen (Museumspädagogen, Theaterpädagogen, Politologen, Fotografen, Journalisten) bekommen die Schüler*innen auch wertvollen Einblick in etwaige spätere Berufsfelder