„Minderheiten und Randgruppen in der Antike. Und heute?“ Treffen in München (30.11.2022 - 03.12.2022): Bericht

27.01.2023

Nach ursprünglicher Planung hätte das Meeting in München mit dem geplanten Unterthema „Minderheiten und Randgruppen in der Antike. Und heute?“ eigentlich am Anfang des Projektes „(V)erkannte Vielfalt – Minderheiten in Europa“ stehen sollen, sollte die Auseinandersetzung mit antiken Texten zu diesem Thema doch eigentlich die Basis für die weitere Arbeit bilden. Da es aufgrund der Coronamaßnahmen jedoch bekanntermaßen unmöglich gewesen war vor Ostern 2022 zu reisen, bildete in diesem Projekt die – ebenfalls verschobene – gemeinsame Theateraufführung in Amsterdam den Startpunkt der tatsächlichen „Live–Begegnungen“. Nach den rasch aufeinanderfolgenden Treffen in Amsterdam, Bozen und Kronstadt trafen sich die Projektteilnehmer in München nun tatsächlich schon zum vierten Mal. Manche der SchülerInnen kannten sich bereits gut, manche waren tatsächlich neu dabei, v. a. die Teilnehmer des niederländischen Teams. München war Ende November leider noch nicht verschneit, trotzdem aber frühwinterlich kalt und die Christkindlmärkte bereits eröffnet, so dass die Gäste einen gewissen Eindruck von „München im Winter“ gewinnen konnten. Die Teams kamen der Reihe nach am Mittwoch, dem 29. 11., am Wittelsbacher-Gymnasium an und wurden nach der freudigen Begrüßung durch das Organisationsteam (Frau Krichbaumer als Projekteiterin, Herr Braml, Frau Kagerer und Frau Markoff, die frühere Verantwortliche für die Lehrerfortbildung in den Alten Sprachen an der ALP Dillingen, die in engem Kontakt mit dem Wittelsbacher-Gymnasium steht und als ehemalige Englisch-Lehrkraft das Treffen dankenswerter Weise souverän mit moderierte) als erstes von SchülerInnen der 9. Jgst. durch eine von der Evangelischen Pressestelle bezogene Poster-Ausstellung mit dem Titel „Rebellinnen. Frauen verändern die Welt“ geführt, nach dem Mittagessen dann von Teilnehmern des Vorgängerprojektes „Demokratie und ihre Gefährdungen“ zu ihrer damals entstandenen Foto– und Textdokumentation. Der Einsatz der SchülerInnen wurde von den Gästen sehr freundlich honoriert. Eine erste Führung durch die Stadt wartete nun auf sie, die sich besonders dem Schwerpunkt „Jüdisches Leben in München“ (und damit auch dem Nationalsozialismus) widmete, ein Thema, das bereits in Kronstadt auf großes Interesse gestoßen war. Beim gemeinsamen Abendessen im „Hans im Glück“ war die Stimmung bereits sehr gelöst und man unterhielt sich lebhaft. Der zweite Vormittag war nun der Auseinandersetzung mit Minderheiten und Randgruppen in der Antike gewidmet: Die SchülerInnen arbeiteten in internationalen Gruppen in englischer Sprache an verschiedenen Themen. Der Archäologe Prof. Freyberger, ebenfalls ein gerne gesehener Gast des Wittelsbacher-Gymnasiums, beleuchtete die „Darstellung von Minderheiten und Randgruppen in der antiken Kunst“, zu der er am folgenden Tag für die Gäste auch noch eine vertiefende Führung im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke hielt. Herr Wagner vom Museumspädagogischen Zentrum führte die Gruppe am Nachmittag in der Stadt zu dem spannenden Thema „Vielfalt entdecken: Der Fremde ist nur in der Fremde fremd“ und zeigte überzeugend auf, welche kulturellen Einflüsse aus anderen Gebieten und Ländern das Stadtbild und die Kunst Münchens geprägt haben. Der ursprünglich v.a. von dem deutschen Team als mögliches Highlight erhoffte Fußball–Abend konnte die Hoffnungen nicht erfüllen – die deutsche Mannschaft schied bei der WM in Katar enttäuschend früh aus. Am Freitagvormittag ging es nach einer sehr interessanten Gesprächsrunde mit Diakon Ivica Viskovic zur Minderheiten–Seelsorge in München (besonders zu seiner Arbeit mit Sinti- und Roma–Gruppen) mit den Gruppenarbeiten weiter. Nachmittags führte der ehemalige Lehrer Herr Gebauer, mit verantwortlich für das vorangegangene Erasmusprojekt, die Gäste noch zu einzelnen Punkten der Stadt, die diese gerne sehen wollten, v. a. in die Ludwigstraße, und dann konnten diese noch einmal selbst „ausschwärmen“ und ihre eigenen Schwerpunkte setzen. Viel Freude und Spaß hatten alle Teilnehmer beim gemeinsamen Weihnachtslieder–Singen unter Leitung von Frau Kagerer und Klavierbegleitung durch Frau Scherbel am Abend. Auch einige Wittelsbacher Schülerinnen trugen Instrumentalstücke vor, bevor dann mit einer Einheit zu „Frauen in der Musik“ wieder auf den ersten Tag – Frauen als „Minderheiten“ in bestimmten Bereichen - zurückgelenkt wurde. Nach einem Besuch in den Staatlichen Antikensammlungen am Vormittag zeigten sich ausnahmslos alle Gäste sehr beeindruckt von einer Gesprächsrunde im Walter–Joelsen–Saal mit Refaat, einem heute Anfang 20–jährigen, damals minderjährigen Geflüchteten aus Syrien, der über verschiedene Stationen schließlich nach Deutschland gekommen und von einer Pflegefamilie aufgenommen worden war. Das Gespräch und die Fragen zeugten von einem tiefen Interesse, so dass der gesellige Teil des Nachmittags eher kurz gehalten wurde. Am Sonntagvormittag präsentierten die gemischten Teams unter der bewährten Moderation des Kollegen Herrn Haasen aus Amsterdam die Ergebnisse ihrer Gruppenarbeiten, bevor sich dann schon die ersten Teams verabschieden mussten. Diese Arbeiten werden dann die Basis für eine abschließende Textdokumentation zum Projekt bilden. Zweifellos freuen sich die Teams nun sehr auf das letzte internationale Meeting in Thessaloniki im Frühjahr, zu dem die organisierende Kollegin zum Abschluss des München–Treffens herzlichst einlud.