Das Wetter spielte leider nicht ganz mit, als sich die Teams aus München, Slaté Moravce und Bozen zum dritten Mal in Bozen trafen – passend zu dem großen Thema „Friedenssehnsucht und Friedenssicherung – Desire for Peace“, bei dem aktuell v. a. von großen Ängsten und umfassenden Bedrohungen die Rede sein muss.
An den vier Projekttagen wurde das Thema immer wieder aus ganz verschiedenen Perspektiven angegangen. Wir beschäftigten uns mit philosophischen Texten und Positionen zum Thema, beginnend bei Aristoteles bis hin zu dem norwegischen Sozialwissenschaftler und Begründer der Friedens- und Konfliktforschung, Johan Galtung (positiver und negativer Frieden).
Wir setzten uns gemeinsam mit Vertretern der Alexander-Langer-Stiftung mit den zehn Thesen von Alexander Langer auseinander, die laut dem verstorbenen Politiker notwendig für ein friedliches Zusammenleben sind. Wir fragten nach, warum der Siegesplatz noch immer nicht dauerhaft in Friedensplatz umbenannt wurde, erkundeten die dazu gehörigen Denkmäler und forschten den vielfältigen, z.T. auch historisch gewachsenen Gründen des Ukrainekriegs nach.
Der Tag in der Franzensfeste, einer Festung, die nie ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt worden war und heute als Kulturzentrum genutzt wird, brachte zum einen noch einmal die Frage nach dem Umgang mit „kriegerischen“ Denkmälern, zum anderen die Entdeckung von Bunkern und mit der aktuellen Ausstellung auch ein Nachdenken darüber, ob Künstlerinnen einen anderen Zugang zu unserem Thema haben und wie weit bildende Kunst auch zu Friedensbewusstsein beitragen kann.
Mit Roland Benedikter und Paolo De Stefani, zwei ausgewiesenen Experten sowie Inhabern von UNESCO-Lehrstühlen, wurde am Freitag intensiv und kritisch auch darüber diskutiert, ob es überhaupt möglich ist, Frieden in der heutigen Gesellschaft dauerhaft zu sichern, ob es so etwas wie Friedenserziehung gibt und wie weit sie effizient und zielführend sein kann. Die positiven Antworten von Roland Benedikter und Paolo De Stefani, welche sehr anschaulich auch auf die Ziele und Aufgaben der UNESCO eingingen, bestärkten die Gruppe in ihrem Bemühen um das Thema im aktuellen Projekt. Es ist notwendig, immer mehr Bewusstsein für die aktuellen Schwierigkeiten und Möglichkeiten der Veränderung zu schaffen. Kommunikation, das Miteinander, darf niemals abreißen.
Die Tage in Bozen haben wieder einmal gezeigt, wie gut diese Verständigung unter den Jugendlichen funktionieren kann.
Ob dieses Miteinander tatsächlich genügt oder welche konkreten Schritte (auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen) noch getan werden müssten, das ist eine Frage, die in den vier Tagen in Bozen nicht gelöst werden konnte, aber die beteiligten Jugendlichen haben sich zentralen Fragen und Diskussionen gestellt – und werden sich weiterhin damit beschäftigen – so intensiv wie ihr Engagement in Bozen war.